Kitzbühel 2008 – der Sturz (Teil 2)
Hallo liebe Leser und Leserinnen!
Zuerst einmal herzlichen Dank für die zahlreichen Genesungswünsche in meinem Gästebuch! Es ist wirklich überwältigend.
Das erste Mal in meiner Karriere war ich in der Startgruppe der besten 7 in der Weltrangliste. Daher freute ich mich schon ganz besonders auf die Abfahrt in Kitzbühel.
Im zweiten Training passierte mir dann eben dieser Fehler, wobei ich bis heute immer noch nicht ganz genau weiß, was eigentlich passiert ist.
Ich kann mich nur erinnern, dass ich nach dem Hausberg etwas weit rechts in Fahrtrichtung war, um in der folgenden Traverse eine etwas höhere Linie fahren zu können. Dabei dürfte ich in den weichen Schnee außerhalb der Ideallinie gekommen sein. Aufgrund der Temperaturen war die Piste ab dem Hausberg sehr frühlingshaft und weich. Sobald ich dann in der Kompression war, hatte ich eigentlich, so glaube ich zumindest, nicht mehr viele Chancen. Ein Video habe ich noch nicht gesehen und meine Erinnerungen hören auch irgendwo nach der Kompression auf. Der Außenschi ging nicht mehr so um die Kurve, wie ich mir das vorstellte, noch ein kurzer Schlag auf den Innenschi, glaube ich. Dann war es eigentlich besiegelt, und dann kam der Sturz! Wobei ich mir dann den Schienbeinkopf gebrochen habe, weiß ich nicht. Gott sei Dank durchschlug ich die ersten Netze mit dem Rücken voraus und konnte so wahrscheinlich noch weitere Verletzungen vermeiden.
Kurze Zeit dürfte ich wahrscheinlich ohne Bewusstsein gewesen sein. Aber unmittelbar nach dem Einschlag waren die ersten Helfer bei mir. Die Erstversorgung am Hang war wirklich gut. Ich hatte noch kaum Schmerzen, aber dass mein Schienbein kaputt ist, habe ich schon gespürt. Meine einzige Hoffnung war nur die, dass es nicht völlig zertrümmert ist. Vor dem Abflug mit dem Hubschrauber bekam ich noch Schmerzmittel gespritzt.
Im Spital Kitzbühel wurden zuerst einmal die Schischuhe ausgezogen. Da sich die Ärzte bei meinem unverletzten Bein schon sehr schwer taten, bekam ich vor dem rechten Schischuh noch einmal eine ordentliche Ladung Schmerzmittel. Als ich wieder bei mir war, war der zweite Schischuh auch herunten. Dass ich ab diesem Zeitpunkt alles irgendwie lustig fand, dürfte an den Drogen gelegen sein, die ich bekommen hatte. Nach dem Röntgen hatten wir die Gewissheit, der Schienbeinkopf und das Wadenbein sind gebrochen, es hätte aber vom Bruch her schlimmer sein können. Nach dieser Versorgung wurde ich dann mit dem Heli nach Innsbruck geflogen und von dort mit der Rettung in die Privatklinik Hochrum gebracht.
Das Team rund um Dr. Fink war schon vorbereitet. Zuerst musste ich noch eine MRI Untersuchung machen, und von dort ging es ziemlich zügig in den OP. Soweit ich mich erinnern kann war es knapp nach 17 Uhr, als ich in den OP gebracht wurde. Der einzige Vorteil, wenn man sich schon verletzt, zumindest in Österreich zu sein und binnen kürzester Zeit unter dem Skalpell liegt.
Die Operation verlief laut Dr. Fink recht gut. Leider sind in meinem Knie Knorpel und Meniskus schon vorher in keinem guten Zustand gewesen. Somit wird der genähte Meniskus wohl der kritischste Punkt an dieser Verletzung. Für die nächsten 8 Wochen werde ich mit den Krücken gehen müssen. Ich habe mir aber vorgenommen, die Fehler, die mir vor 5 Jahren passiert sind, nicht mehr wieder zu begehen. Zeit ist jetzt das wichtigste und ich werde nicht versuchen irgendeinen Heilungsverlauf mit Gewalt zu verkürzen. Mein Ziel ist es, im August wieder Schi zu fahren. Nach diesen sieben Monaten wird hoffentlich wieder vieles funktionieren.
Bis Donnerstag werde ich noch hier in Hochrum bleiben. Nach drei Tagen zu Hause werde ich am Sonntag wieder nach Innsbruck kommen und mit der Unterwassertherapie beginnen. Weiter habe ich derzeit noch nicht geplant.
Ich halte euch bei News wieder am laufenden.
Schöne Grüße